Für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Nuggi

Foto: © adobe stock

Mit dem Nuggi auf dem Spielplatz toben? Mit 5 Jahren mit Nuggi im Mund im Supermarkt rumspazieren? Hast du dich auch schon gefragt, ob das sinnvoll und altersgemäss ist?

Saugen – Nuckeln – wozu eigentlich?
Babys üben schon im Mutterleib ihre Saug- und Schluckbewegungen. Sie saugen an ihren Fingern oder Händen, schlucken Fruchtwasser. Nach der Geburt sichern den Neugeborenen die angeborenen Reflexe das Überleben: über den Suchreflex finden sie die Brust oder Flasche, der Saugreflex zusammen mit dem Schluckreflex dienen der Nahrungsaufnahme. Man unterscheidet das Saugen für die Ernährung („nutritives Saugen“) vom Saugen zur Beruhigung („non-nutritives Saugen“ (NNS)).

Chillen für Babys
Über das NNS kommt der Säugling zur Beruhigung. Es ist der erste Schritt, sich an Brust, dem eigenen Finger, der Hand oder dem Schnuller/Nuggi selbst zu regulieren. Runterfahren, Gefühle kontrollieren lernen. „Chillen“ könnte man sagen.
Studien haben gezeigt, dass das Beruhigungssaugen wichtig ist. Wenn man es unterdrücke, führe das zu Frustration, Angst und Stress bis hin zu Rückzug und Entwicklungsrückständen.

Schnullern bis zum Kindergarten?
Kennst du ein Kind, das freiwillig den Nuggi abgegeben hat? Vermutlich nicht. Soll das Kind dann so lange nuckeln, wie es möchte?

Hierzu gibt es ein paar Fakten:

Bis zum Alter von 2 Jahren ist es unwahrscheinlich, dass sich bleibende Auswirkungen auf Zahn- und Kieferstellung zeigen.
Das natürliche Saugbedürfnis nimmt ab, wenn die Kinder 3 Jahre alt sind.
Je weniger Stunden pro Tag und je kürzer insgesamt ein Schnuller gebraucht wird, desto geringer die Auswirkungen auf Zahnstellung und Kieferentwicklung

Also: am besten bis zum 2., spätestens bis zum 3. Geburtstag den Nuggi abgewöhnen.

Kiefergerecht – Silikon – Naturkautschuk – Kirschkern?
Entscheidend ist gemäss Studien nicht, welcher Nuggi dem Kind gegeben wird, sondern

wie lange
wie häufig
bis zu welchem Alter

Aber: je kleiner, weicher und elastischer das Saugteil, desto besser.

Wie bringt man den Nuggi nun weg?
Es gibt Kinder, die ihren Nuggi selber abgeben. Die nicht mehr danach fragen.
Meistens ist es aber so, dass wir Eltern das bestimmen müssen. Das braucht Ruhe, Klarheit, Konsequenz.
Ein erster Schritt ist immer, den Schnuller nur im Bett oder Kinderwagen zu geben: nur zum Einschlafen wird noch genuckelt. Wir Eltern bestimmen, wann der Schnuller wie lange genommen wird – wenn nicht „Schlafen“ angesagt ist, gibt es keinen.
Sprich mit deinem Kind darüber, wann der Schnuller weg kommt. Gerne verweise ich auf Tipps in einem „Schnuller-Ratgeber“ für Eltern (siehe unten). Und ja, es wird so sein, dass es ein paar schwierige Einschlafmomente geben wird. Dass das Kind mehr Nähe und Geborgenheit bei dir braucht.
Dein Kind weint? Nimm es in den Arm, tröste es, sing ein Lied. Es ist wichtig, dass dein Kind lernt, sich über Körperkontakt, Trösten und Ablenkung zu beruhigen.

Hat der Nuggi eine Auswirkung auf die Sprachentwicklung?
Kommunikation beginnt sehr früh: Bereits im Alter von wenigen Wochen beginnen die Säuglinge zu „plaudern“, Geräusche auszuprobieren mit dem Mund. Da stört ein Nuggi!
Sprechen mit Nuggi im Mund? Bitte nicht! Überlege dir gut: Braucht dein Kind jetzt gerade den Nuggi zum Beruhigen oder will es dir etwas sagen? Gib deinem Kind den Nuggi nur, wenn es ihn wünscht. Und dann nur kurz, bis es beruhigt ist.
Barbara Köppl, Logopädin, MAS Cranio Facial Kinetic Science

Nuggi-Ratgeber von medea

Quelle: DLF Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband http://www.logopaedie.ch/blog/

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