Mit Therapie und Selbstdisziplin wieder zum Sprechen kommen

Herr Kara aus Bern ist 54 Jahre alt. Durch eine Erkrankung verlor er vor zwei Jahren seine Lautsprache. Im Telefoninterview berichtet er von seinen Erfahrungen mit der Logopädie.

Logpädie.ch: Wann und durch wen sind Sie mit der Logopädie in Kontakt gekommen?
Herr Kara: Vor zwei Jahren bin ich das erste Mal mit der Logopädie in Kontakt gekommen. Ich hatte eine Sinusthrombose (im Gehirn). Danach hatte ich ein atypisches Locked-In Syndrom. Am Anfang konnte ich nur die Augen bewegen. Ich habe wenig gesehen und wenig gehört. Die Zunge konnte ich wenig bewegen, konnte aber nicht sprechen. Ich hatte keine Stimme, war tracheotomiert (mit einem zu grossen Stoma, was die Phonation nochmals erschwerte – die Luft ist dort entwichen). Schlucken konnte ich ein wenig, essen und trinken ging nicht. Deshalb bin ich mit der Logopädie im SPZ [Schweizerischen Paraplegiker Zentrum] in Kontakt gekommen. Wegen dem Schlucken, dem Sprechen und der Stimme. Im Laufe der Zeit konnte ich meine rechte Seite bewegen, ich konnte einfach zeigen, nicht mehr. Nach 5 Monaten im SPZ konnte ich in ein Heim austreten. Nach zwei Jahren hat sich vieles verbessert. Mehr Bewegungen kamen zurück, das Reden ging besser, ich konnte wieder mehr Essen und Trinken, ohne mich jedes Mal zu verschlucken. Deshalb bin ich jetzt wieder im SPZ für eine Re-Reha.

Wie sieht ihr therapeutisches Setting im Moment?
Ich habe 2x pro Tag Logopädie für jeweils 30min. Die Therapie findet im Zimmer statt. Am Wochenende habe ich Eigentraining. Zusätzlich übe ich auch unter der Woche noch selbstständig. Neben der Logopädie habe ich täglich Physio- und Ergotherapie und 1x in der Woche Lokomat – um das Laufen zu lernen.

Was ist Ihre Motivation, in die Logopädie zu gehen?
Stimme, reden und schlucken. Reden ist ein Teil der Kommunikation. Wenn man reden kann, ist die Kommunikation einfacher. Ich muss nicht mehr zeigen, sie verstehen mich besser.

Wie haben Sie denn gezeigt, um sich auszudrücken?
Ich habe auf einer Buchstabentabelle Buchstaben gezeigt. Das kommt nicht gut an bei Personen, die zuhören. Die verstehen mich nicht oder nur sehr schwer. Reden ist besser.

Gibt es etwas, das Sie gerne anderen Leuten erzählen möchten, die die Logopädie noch nicht (gut) kennen? Z.B. Ein Vorurteil, dass Sie abbauen konnten?
Logopädie. Es lohnt sich. Weil ich jetzt wieder besser Reden und Schlucken kann.

Tabea Holzgang hat das Gespräch transkribiert und mit Herr Kara vorbereitet. Das Interview wurde von Lea Muggli geführt und redigiert.

 

Quelle: DLF Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband http://www.logopaedie.ch/blog/

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