Komplizierte Texte als Barrieren

(04.07.2023)

Viele Menschen denken bei Barrieren noch immer hauptsächlich an räumliche Barrieren. Dies sind beispielsweise fehlende Rampen oder Toilettenanlage, die mit dem Rollstuhl oder Rollator nur schwer zugänglich sind. Es ist weniger bekannt, dass auch sprachliche Barrieren, vielen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erschweren. Solche Barrieren sind zum Beispiel zu komplizierte Texte, umständliche Formulare, Texte mit zu kleiner oder schwer lesbarer Schrift oder schwer zugängliche Informationen auf Internetseiten. Denn: Nur wer Informationen hat und diese versteht, kann selbstbestimmt entscheiden und so sein Leben gestalten. Leichte Sprache kann genau dort helfen. Als stark reduzierte Form der deutschen Sprache dient Leichte Sprache somit als Mittel zur Inklusion.

Unter anderem beinhalten leichtsprachliche Texte passende Bilder, die die Verständlichkeit des Textes verstärken sollen. Die Texte selbst bestehen aus kurzen Sätzen, beinhalten nur die wichtigsten Informationen, verzichten auf Fachwörter oder erklären diese. Auf Sonderzeichen wird ebenso verzichtet wie auf Symbolik oder Doppeldeutigkeit der Wörter. Doch nicht nur die inhaltliche Aufbereitung, auch die Gestaltung spielen bei leichtsprachlichen Texten eine wichtige Rolle. So ist die Schriftgrösse und der Zeilenabstand grösser als üblich. Nach einem Punkt beginnt in leichtsprachlichen Texten eine neue Zeile. Dies räumt den Leser:innen Zeit zum Verstehen ein. Diese und viele weitere Regeln dienen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit. Alles im Sinne einer inklusiven Gesellschaft.

Das Netzwerk Leichte Sprache hat sich zur Aufgabe gemacht, die Leichte Sprache bekannt zu machen. Der deutsche Verein besteht aus einem Zusammenschluss von Expert:innen, die nach einem festen Regelwerk Texte schreiben oder übersetzen. Expert:innen sind neben Übersetzer:innen für Leichte Sprache auch Menschen mit Lernschwierigkeiten, die als Prüfer:innen die Verständlichkeit von Texten begutachten. Diese Zielgruppenprüfung und die inklusive Zusammenarbeit zwischen Fachpersonen und Prüfgruppe nimmt im Netzwerkgedanken eine entscheidende Rolle ein.

Das Netzwerk Leichte Sprache e.V. – für eine inklusive Gesellschaft

Das Netzwerk Leichte Sprache gibt es seit 2006. Damals fanden sich erstmals Unterstützer:innen für Leichte Sprache zusammen. 2013 gründeten die Aktiven aus acht Ländern den gemeinnützigen Verein Netzwerk Leichte Sprache e.V. mit dem Ziel, Leichte Sprache zu fördern. Die Mitglieder aus Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz, Luxemburg, Belgien, Japan und Holland kommen aus Übersetzer- und Prüfbüros, aber auch aus Wissenschaft und Politik. Mit Sitz in Berlin möchte das Netzwerk Leichte Sprache über die Notwendigkeit zu Leichter Sprache informieren, Vorurteile ausräumen und ein Forum für alle sein, die damit zu tun haben, beruflich wie privat. Mehr Informationen dazu gibt es im Internet unter www.leichte-sprache.org

Nadja Quirein, Netzwerk Leichte Sprache e.V.

Quelle: DLF Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband http://www.logopaedie.ch/blog/

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