„Nein, nein, nein!“

Trotzen fördert Sprache
Logopädin wird Mutter, Teil 3

Mitten in der Nacht will unser zwei Jahre alter Sohn die Milchflasche. Er bekommt sie jeweils morgens und abends. Brüllend, auf dem Boden wälzend, gibt er seinen Willen kund. Ich bleibe hart, zuerst knapp, dann mit Begründungen. Alles nützt nichts. Ausdauernd bleibt er bei seinem Wunsch und tobt 40 Minuten lang. Ich warte bei ihm, schaue, dass er heil bleibt und halte ihn, sobald er es zulässt.
Hätte mir eine Logopädin in diesem Moment gesagt, dass das Trotzen wichtig sei, wäre ich ihr an die Gurgel gesprungen. Wie viele Male sagte ich dies schon zu einer Mutter?
Was ist Trotzen?
• Es ist eine Entwicklungsphase, welche im 2. Lebensjahr beginnt und bis zum 4. anhalten kann.
• Das Kind erkennt, dass seine Bedürfnisse nicht mehr automatisch erfüllt werden.
• Trotzen entsteht durch Konflikte zwischen den Eltern und dem Kind
• oder wenn sich das Kind ärgert, weil es etwas nicht kann.
• Das Wort „Nein“ wird oft gebraucht.
• Beide Seiten fühlen starke Wut und Ärger.
• Die Kinder merken, dass sie andere Bedürfnisse als ihre Eltern haben.
• Sie lernen sich als eigenständige Person wahrzunehmen.
• Heute verwendet die Psychologie den Begriff „Autonomiephase“.
Was bewirkt Trotzen?
• Erste Ablösungen von den Eltern finden statt.
• Die Sprache wird wichtig, damit die Kinder ihre Wünsche mitteilen können.

Natürlich will ich nach einer solchen Nacht keine Ratschläge hören. Trotzdem hilft mir dieses Wissen, solchen Episoden gelassen und mit Humor anzunehmen.
Die heftigen Ausbrüche unseres Sohnes brachten aber viel Positives. So spricht er nun in Sätzen und lernt jeden Tag neue Wörter dazu. Er teilt uns seine Wünsche mit wie z. B.: „Nei, will nöd wickle!“. Ausserdem fragt er öfters: „Mama wotit?“ („Mama, bist du wütend?“), wenn er zum dritten Mal Wasser ausleert. Welcher Trost nach einer kurzen Nacht, die mich einige Nerven kostete!
Wie erleben Sie das Trotzen Ihres Kindes? Was hilft Ihnen, solche Momente zu überstehen?
Caroline Beyer

www.wireltern.ch
www.familienleben.ch
www.spiegel.de

Quelle: DLF Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband

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